Zum Abschied wenigstens wollte Sie einen Kuss. Als Zeichen dafür, dass es nicht das ist, was sie immer dachte: Warmgehalten werden für Begierden, warmgehalten werden für langweilige Dienststunden. Über Schatten springen konnte sie, hatte sie auch bereits bewiesen. Aber kommt etwas zurück?
Beim letzten Treffen hatte er es "vergessen". Bezeichnend. So etwas vergisst man nicht. Sie hatte es hingenommen und gehofft, dass ihr Kampf und ihr Bemühen angenommen werden. Gesehen werden.
Ein weiteres Treffen fand statt. Der Abschied kam überraschend schnell. Sie hatte nicht geahnt, dass es so wird. Sie hatte nicht geahnt, dass der Abschied sich anfühlte, als wäre man froh, dass die Zeit vorbei ist. Sie hatte nicht geahnt, sich so zu fühlen nach den schönen Tagen. Eine kurze Umarmung, ein "Schön, dass du da warst" und sie war entlassen. Entlassen in ihre wirkliche Welt. Kein Kuss.
Die geschriebenen Nachrichten klangen stets liebevoll. Die Wirklichkeit war grau.
Hatte sie geträumt, dass heute morgen, als man zusammen im Bett lag und spielte, ein leichter Kuss ihre Schultern streifte? Sie verlor sich in Gedanken und träumte von der Erfüllung ihrer wenigen Erwartungen. Diese Gedanken waren immer sehr schön- ein "Ich denke an Dich" folgte an dieser Stelle oft an ihn. Ob er weiß, dass sie nicht an ihn, sondern an ihre Wünsche dachte? Sicher nicht, er war viel zu oft mit sich selber beschäftigt. Ein toller Mensch - ohne Frage. Sie jedoch war nicht gut genug.
Sie legte sich ins Bett und träumte. Träumte und lächelte während sie einschlief und den Kuss an der Schulter immer und immer wieder spüren durfte.
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