Montag, 6. Juni 2011

Social Network

Wie toll ist doch Twitter und Facebook. Es bietet sich die Möglichkeit, uns in 140 Zeichen oder mehr mitzuteilen, Witze, über die keiner Lachen würde zu veröffentlichen,vermeintlichen Druck durch Folgen, Entfolgen oder Entfreunden aufzubauen, Vorlieben und Symphatien durch und mit Sternen kundzutun... unzählige Möglichkeiten für Menschen, die, so zeigt es sich immer und immer wieder, immer weniger in der Lage sind, sich durch Gespräche oder- kleinstenfalls durch Mails kommunikativ mitzuteilen.

Streit mit einem Freund oder Bekannten? Kein Problem- ich entfolge oder blocke

Erwartungen werden nicht erfüllt? Kein Problem, ich stelle bei Twitter öffentlich an den Pranger

Tweets wurden nicht mit den entsprechenden Smileys gekennzeichnet? Kein Problem, ich bombadiere mit bösen DM´s

"Gefällt mir" wurde einmal zu wenig gedrückt? Kein Problem, ich gebe es tausendfach zurück.

Deine Gesellschaft interessiert mich nicht mehr? Kein Problem, ich ignoriere dich einfach öffentlich

Vor Allem in der letzten Zeit ist mir verstärkt aufgefallen, dass der MENSCH im Hintergrund der Tweets und Veröffentlichungen immer weniger gesehen wird. Das Tweets verletzend oder niederträchtig, neidvoll oder unter der Gürtellinie verfasst werden, scheint mittlerweile normal zu sein. Der Mensch wird auf seine absichtlichen oder unabsichtlichen Rechtschreibefehler reduziert.
Selbst Freunde sind nicht mehr in der Lage, Treffen oder Feierlichkeiten bei einem oder mehr Gläsern Kölsch zu besprechen, ein Telefonat zu führen oder schlimmstenfalls eine Mail zu schreiben- nein, man liest auf Twitter oder Facebook, was man mal wieder alles falsch gemacht hat, welche Erwartungen man nicht erfüllt hat und dass man am Besten gar nicht auf der Erde wäre.
Ja. Nun leider kann man sich virtuell nicht von der Erde lösen- man bleibt und möchte reden.
REDEN? Was war das noch mal? Ach ja, Mails solange hin - und herschicken, bis auch das letzte Fünkchen Freundschaft verschwunden ist.
Die Charakterzüge, die sich bei einigen Menschen in ihren geistigen Ergüssen auftun, sind zum Teil unannehmbar. Würde man das, was zum Teil im Internet veröffentlicht wird, jemanden ins GEsicht sagen, wäre man bis zum Lebensende verfeindet. Und darüber hinaus.
Jetzt aber... naja. Man kann den Tweet ja löschen, wenn es zu hart war. Bleibt das Öffentliche. Man nannte das im Übrigen früher einmal mobben. Bekannt? Besonders effektiv mit besonders vielen Followern, da man hier eine breitere Masse von nichtdenkenden Twitterern erreichen kann.
Netiquette für das Internet? Tausendmal publiziert- interessiert augenscheinlich nur eine Handvoll Menschen. Die, die ihr Reallife (das, was es früher ausschließlich nur gab) nicht mit dem virtuellen Leben verwechseln.

Ein Hoch auf diese Menschen. Ich bin stolz, einige von Ihnen zu kennen und noch stolzer, mir bei diesen Menschen Fehler erlauben zu dürfen, ohne öffentlich zerrissen zu werden.

Ich danke Euch!