Sonntag, 11. Oktober 2015

Zeitarbeit

Vor gar nicht allzu langer Zeit war Zeitarbeit das, was man annahm, wenn man gar keine Stelle mehr bekommen konnte. Besser, als Arbeitslosengeld, schlechter, als eine feste Stelle.
Ob es grundsätzlich nicht mehr so ist, vermag ich nicht zu beurteilen- aber in der Pflege ist es leider so.
Der Pflegenotstand hat den Zeitarbeitsfirmen Goldklumpen in die Hände gespielt- leider allerdings auch zum Teil die Pflegekräfte, die ihren Beruf nicht mehr als Berufung ansehen.
Verantwortung übernehmen, den Mensch im Mittelpunkt sehen, pflegen und helfen: All das ist vielen Pflegekräften abhanden gekommen. Da die Fachkräfte sich die Stellen mittlerweile, wenn sie wollen, monatlich aussuchen können, da der Mangel so groß ist, ist Zeitarbeit ein Zauberwort geworden.
Wo kann man sich aussuchen, wann man wie lange und wo arbeitet? Wo kann man Verantwortung abgeben und nur noch anwesend sein? Genau.
Damit machen wir die Einrichtungen für die Generationen über uns bald unbewohnbar. Immer mehr Einrichtungen sind auf Zeitarbeit angewiesen, immer mehr zu pflegende Menschen müssen sich täglich an neue Gesichter, neue Namen, neue Arbeitsweisen gewöhnen. Einarbeitung ist kaum möglich, da es an Stammpersonal mangelt. Schlechte Pflege ist dabei schon fast garantiert. Nicht selten werden Menschen in ihren Zimmern vergessen, da es keine gescheiten Übergaben gab.

Denkt da niemand mit? Wird hier nicht geändert?

Sonntag, 4. Oktober 2015

Gutmenschen

Seit Wochen ist sie in aller Munde- die *Flüchtlingsproblematik*- wobei oft vergessen wird, dass sie schon viel länger in aller Munde sein sollte.
Auffallend ist - und das nervt mich wirklich extrem- wie GUT plötzlich eine Vielzahl der Menschen werden.
Da werden Kleidersäcke gespendet- und natürlich die gute Tat auf Facebook gepostet.
Bettwäsche wird aussortiert- und die gute Tat auf Facebook gepostet.
Es wird sich *ein Bild* von einer Flüchtlingsunterkunft gemacht-und die tiefschürfenden Gedanken dazu auf Facebook gepostet
Es wird erzählt, die Flüchtlinge haben kein Essen- und die Essenswünsche auf Facebook gepostet. Ich könnte es immer so weitererzählen. Wo waren diese Gutmenschen vor einem Dreivierteljahr, als Muffendorf eröffnet wurde? Wo waren diese Menschen vor zwei Jahren, als das Paulusheim mit Flüchtlingen gefüllt wurde?
Die eigentliche Arbeit wird von diesen Menschen nur erschwert und behindert. Sagt man das jedoch öffentlich, wird man angegriffen- man sei doch SO GUT:
Ich sag es jetzt mal: Es kotzt mich an. Einem Bettler seid ihr nicht in der Lage, einen Euro in den Hut zu werfen- aber auf Facebook könnt ihr euren Heiligenschein nicht heller glänzen lassen.

Erstaunlich für mich ist dabei die Tatsache, dass die wirklichen Gutmenschen, die, die Tag und Nacht die ganzen Alltagssorgen versuchen zu organisieren und die Flüchtlinge Menschen bleiben lassen, Menschen, die für sich selber sorgen dürfen und müssen- dass diese Menschen ihre Taten nicht auf Facebook posten.

Danke an all diese Menschen. Ihr habt einen Heiligenschein verdient.