Dienstag, 13. November 2012

Tränen

Freudentränen. Übermaß der Gefühle. Ausdruck des "ich weiß nicht wie ich beschreiben soll, wie sehr ich mich freue"- Ausbruches. Kleine, warme Tränen die schnell versiegen. Manchmal auch nur die Augen nass machen.

Zornestränen. Gleich wie die Freudentränen aber Ausdruck großer Wut, die nicht verarbeitet werden kann. Schnell versiegt.

Tränen der Ohnmacht. Warme Tränen. Kaum aufzuhalten. Hilfeschreie. Ausdruck der Wehrlosigkeit.

Tränen bei Schmerzen. Der Körper zeigt, wie er sich fühlt. Schmerz tut weh. Kleine Tränen, kalte Tränen.

Und es gibt die heißen, traurigen, aus tiefstem Herzen kommenden Tränen. Die, die unaufhörlich über die Wange brennen. Die, die nicht aufzuhalten sind. Die, die das Herz schwerer machen. Die, die gut tun sollen aber schwach machen. Klein, schwach, leer. Die, die mich gerade verbrennen.

Sonntag, 11. November 2012

Die kleine Raupe III

Erinnert ihr euch? Die kleine Raupe hat sich verpuppt - inmitten des Tränenmeeres über die verlorene Freundin, die traurige Raupe, die zu einem wunderschönen Schmetterling wurde.
Tage später zerbricht die Hülle, die die kleine Raupe fest umschlossen hatte. So fest umschlossen, dass die kleine Raupe nicht mehr imstande war, den Schmerz, der ihr Herz ergriffen hatte, zu spüren.
Nun aber, als die Sonne in ihr Gesicht schien, kam der Schmerz einer Druckwelle gleich in ihren Körper zurück. Aber... da war ein klitzekleines Fünkchen Hoffnung, dass die Freundin auf sie warten möge, vor dem Baum ihre Runden mit den engelsgleichen Flügeln dreht und wartet, bis auch sie ein wunderschöner Schmetterling ist.
Nun ist es soweit, langsam gleiten die Flügel auseinander, langsam- denn noch ist alles sehr neu, sehr brüchig, ungewohnt und groß, so groß.....
Unbeholfen dreht die kleine Raupe ihre ersten Runden über der mit Tautropfen übersäten Blumenwiese. Noch ist alles etwas wackelig, unbeholfen. Runde um Runde wurden die Bewegungen flüssiger, Runde um Runde verstand die kleine Raupe mehr, ihre neuen Werkzeuge zu nutzen. Was sie jedoch nicht vermochte, war, die Trauer abzuschütteln. Sie setzte sich auf eine gerade sich öffnende Blüte und lies den Tränen, die sie so mühevoll heruntergeschluckt hatte, freien Lauf. Nirgends war die hässliche Raupe zu sehen, nirgends konnte sie weiße Flügel im Sonnenschein bewundern, nirgends war die vertraute, wunderschön glockenhelle Stimme der Freundin.
Versunken in den Gedanken an die schönen Tage bemerkte die kleine Raupe - nein, der schöne Schmetterling muss man ja nun sagen- nicht, wie sich die Freunde aus der Raupenzeit um sie versammelten. Auf jeder Blüte blinkte und glitzerte es in blau, grün, rot, gelb, bunt. Alle Farben, die die Schmetterlingswelt hergab in allen möglichen Variationen. Ein Schmetterling aus der Gruppe flog auf die Blüte zu, auf der der schöne Schmetterling saß und sagte:" Sei nicht traurig. Ich weiß, wir alle zusammen werden dir nicht ersetzen, was nicht da ist, aber wir können dir helfen, die Traurigkeit zu mindern. Wir wollen das auch! Aber vergiss eines nicht: Du hast keinen Freund verloren! Du hast ihn im Herzen. Alles. Die Wärme, das Lachen, die Streitereien, die Sonnenstrahlen, die Augen, die Hände, die Worte, alles bleibt bei dir im Herzen wohl aufbewahrt. Vielleicht braucht deine Freundin gerade ein wenig Zeit. Freundschaft ist auch, loszulassen und zu warten. Hab Geduld, wir helfen dir."
Der schöne Schmetterling nickte traurig aber lies sich entführen in die Welt der Lüfte. Ab und an huscht ein Lächeln über das Gesicht, ab und an rollt eine Träne aus dem wunderschönen kleinen Schmetterlingsauge.

Aber immer ist der Gedanke im Herzen: Ich habe dich nicht verloren, ich trage dich bei mir liebste Freundin! Und irgendwann wird der Moment kommen an dem wir uns in den Flügeln liegen werden und gemeinsam lachen. Ich freue mich darauf!