Lob sollte sparsam verwendet werden. So habe ich es gelernt. Komplimente sollten ehrlich sein. Auch das wurde mir so beigebracht. Komplimente sollten nicht aus der Not heraus geboren werden, sonst hält man lieber den Mund.
All das wurde mir beigebracht.
Komplimente für ein schönes Kleid/Rock/Bluse/Hose etc. - für die Haare, den Schmuck oder sonstige Äußerlichkeiten sind mittlerweile Alltag, Mehr oder weniger. Man hört sie zu oft.
Seltener, viel seltener kam - mir gegenüber- das Kompliment, dass ich toll wäre. Aber auch das habe ich nicht allzu ernst genommen- denn meistens war es eher ein "Danke, dass du geholfen hast". Als Danke habe ich es auch akzeptiert, alles andere wäre vermessen gewesen anzunehmen.
Letztes Wochenende war ein sehr langes, sehr anstrengendes und sehr schönes Wochenende. Mit viel, viel, viel Familie und viel, viel fremden Menschen. Mit feiern, lange aushalten, viel stehen, viel essen, viel reden. Reden. Reden. So gar nicht meines. Am liebsten würde ich mich ab und an einfach in eine ruhige Ecke verkriechen um ein paar Minuten (Stunden) für mich zu sein. Ging nicht.
Was soll´s- es ist geschafft.
Was mich allerdings so ganz aus der Bahn warf, war ein Lob, mit dem ich nicht gerechnet habe. (Wobei- rechnet man überhaupt jemals mit einem Lob?)
Aus der eigenen Familie wurde ich angesprochen. Wie mein Leben bisher verlief. Was ich geschafft habe. Beruflich. Privat. Wie ich die ganzen Tiefschläge verarbeitet habe. Viele, viele Komplimente, viel Lob, welches mir die Tränen in die Augen trieben. Aber das Schönste, was gesagt wurde, war kein Kompliment. Das Schönste war der Schluss: "Und all das hast du gemacht und nicht gejammert. All das hast du geschafft, ohne dass du geredet hast. Wir sind alle so stolz auf dich".
Gewusst habe ich es immer. Aber so gesagt zu bekommen, dass man nie alleine war, das war etwas Besonderes für mich.
Ich bin mir sehr sicher, dass ebenso gesehen wurde, was ich NICHT gemacht habe. Was ich NICHT geschafft habe. Wo ich versagt habe - und das macht weitaus mehr in meinem Leben aus.
Trotzdem bin ich nun ebenso ein klein wenig stolz auf mich.
Manches macht man richtig.
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