Samstag, 21. September 2013

Schöffe

Das Schöffenamt ist ein Ehrenamt - in meinem Fall in der großen Jugendkammer des Landgerichtes in Bonn. Vorgeschlagen durch den Arbeitgeber wurde ich für fünf Jahre in das Schöffenamt gewählt und besuche seitdem durchschnittlich 12 Verhandlungs(tage) im Landgericht als *Richter*.
Einen (hauptamtlichen) Richter befragt, ob die Schöffen im Verfahren nicht eigentlich störend wirken sagte er: "Nein. Als Richter mit tagtäglicher Begutachtung und Bewertung von Fällen, die entweder Leben kaputt gemacht haben oder aber bei falscher Beurteilung dazu führen können, dass Menschenleben kaputt gemacht werden, wird man stumpfsinnig. Man sieht oft vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr und ist froh, von Laienseite wieder auf den Weg zurück gebracht zu werden"
Dafür muss man vielleicht wissen, dass bei der Urteilsfindung die Stimme des Schöffen genauso viel wert ist wie die Stimme der anwesenden hauptamtlichen Richter.
Ein schweres Amt. Nicht, weil man zu einem Urteil kommen muss: Die Richter haben einen Spielraum, der den Schöffen erklärt wird - innerhalb dieses Spielraumes wird immer ein Urteil gefunden.
Wohl aber, weil man der Verhandlung beiwohnt. Den oder der Angeklagten in die Augen schauen muss, mit ihnen reden muss und neutral bleiben soll- bis zur Urteilsfindung.
Sehr schwer, wenn es sich dann um Anklagen bei schweren sexuellem Mißbrauch von Kindern handelt. Hier immer ruhig zu bleiben und dabei ohne Tränen in den Augen den Aussagen der Kinder zuzuhören- da ist es eine tiefe Befriedigung, am Tage der Urteilsverkündung zu merken, dass man am längeren Hebel sitzt. Das Recht etwas wert ist.
Ich würde dieses Amt sofort noch einmal ausüben - wenn ich gewählt werden sollte, denn ich sehe es als eine Ehre an, im Zweifel auch für den Angeklagten sprechen zu dürfen.

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