Samstag, 29. August 2015

Willkommen in Bonn

Ein genialer Abend liegt hinter mir. Wie der Express Bonn berichtete, hat die Köln/Bonner Band Brings die Flüchtlinge der Ermekeilkaserne zu ihrem Konzert am heutigen Abend in der Bonner Rheinaue eingeladen. Die Stadtwerke Bonn haben einen Bus gesponsert, welcher die Menschen zur Rheinaue - und wieder nach Hause- transportiert hat.
Eine wertvolle Geste, entstanden sicher auch daraus, dass ein Bandmitglied ebenfalls in der Ermekeilstraße wohnt.
Etwas zögernd - nicht wissend, was auf sie zukommt, stiegen die interessierten Flüchtlinge in den Bus. Bereits am Haupteingang der Rheinaue wurden wir von Christian Blüm (Sohn von Norbert Blüm), ebenfalls Bandmitglied, begrüsst. Er führte uns zum VIP Bereich und unterhielt sich, ebenso wie die *Brings-Brüder* mit den Anwesenden.
Bereits die Vorband Querbeat hat die Stimmung unter allen Zuschauern aufgeheizt ,die Gruppe Brings selber hat es geschafft, dass die Flüchtlinge mit allen anderen aus dem VIP - Bereich zusammen tanzten.
Einen kleinen Gänsehautmoment gab es, als die Gruppe von der Bühne herab die Flüchtlinge in Deutschland, vor allem aber in Bonn willkommen geheißen haben. Alle Konzertbesucher drehten sich zum VIP Bereich und applaudierten. Schade, dass ihr die glänzenden Augen und die strahlenden Gesichter nicht sehen konntet.
Bis 23 Uhr spielte Brings - ohne Respekt vor dem Wutbürger "psssst, leise, Bonn" - die Flüchtlinge tanzten, sangen mit, strahlten, bedankten sich tausendfach und wirkten glücklich.
Zurück zum Bus sangen sie gemeinsam mit uns "Ich bin nur ne kölsche Jung" - begeisterten damit die auf ihren Bus wartenden Konzertbesucher und wurden von diesen mit lautem Gesang in den wartenden Bus verabschiedet.

Am Ende waren wir alle nur kölsche Jungs und Mädscher.

DANKE Bonn, DANKE Brings!

Montag, 17. August 2015

Geburtstagswünsche

Was gibt es unpersönlicheres, als Geburtstagswünsche über Facebook, Twitter oder Whatsapp? Genau. Einen Blogeintrag.
Manchmal ist es allerdings anderes nicht möglich, darum möchte ich darum bitten, dass dieser Eintrag sehr wohl persönlich aufgenommen wird.
Damit es nicht allzu unpersönlich scheint, werde ich natürlich nicht nur "Alles Gute" wünschen- das kann ich viel schneller, besser und effektiver auf Twitter erledigen
Nein, ich möchte dann eher doch ein paar Wünsche mehr loswerden. Glückwünsche natürlich.
Glückwünsche, die genau so ehrlich sind, wie die Worte, die ich von dir gelesen habe, in der letzten Zeit...
Zunächst einmal wünsche ich dir, dass das neue Lebensjahr- das zweite im echten Leben - genauso erfolgreich wird, wie das letzte Jahr. Du hast gezeigt, dass du mit Verstand dein Leben planst und konsequent alle Fehler vermeidest.
Damit es so erfolgreich bleibt, wünsche ich dir Verständnis. Für dich selber. Für die Wege, die sich dir aufzeigen und die, die du auswählst.
Mut, Fehler zuzugeben.
Mut für Änderungen.
Mut, vorwärts zu gehen.
Gelassenheit, Dinge anzunehmen, die unveränderbar sind, sowie Gelassenheit und Geduld, die Steine aus dem Weg zu räumen, die andere oder du dir selber dort hingelegt hast.
Vor allem aber wünsche ich dir, dass du glücklich bist  -  mindestens aber zufrieden mit dir - dass du Ruhe findest und sortierst.
Ich wünsche dir Freunde, die dich so nehmen, wie du bist. Freunde, die dich halten, dich mögen und da sind. wenn du sie brauchst. Freunde, die du nutzen kannst.
Ich wünsche dir die Zeit, deine Freunde halten zu können und die Einsicht, auch zurückgeben zu wollen. Irgendwann.
Ich wünsche dir Vertrauen. Vertrauen zu fassen und Vertrauen anzunehmen.
Vielleicht kannst du aufhören, so ein Spiel ohne Regeln mit mir oder anderen zu spielen.
Ehrlichkeit wünsche ich dir auch. Dir gegenüber und anderen gegenüber.
Auf deinem Weg, dich zu finden, wünsche ich dir viele Wegweiser. Wegweiser, die du siehst.
Wenn du dich so findest, wie du bist- dann bist du angekommen. Denn wenn du nicht glücklich bist, dann ist es auch nicht zu Ende.

Viel Spaß im Urlaub. So schlimm, wie du es immer schilderst, ist es ja nicht im Mindesten.
Lass dich verwöhnen!

Verluste erkennst du nicht- weil es für dich Verluste nicht gibt. Bleib dabei, eine Eigenschaft, die dir sicherlich viele Emotionen erspart.

Ich wünsche dir das Beste. Das, was du dir für dich selber erwünschst. Wie schrieb jüngst ein Twitterer? "Wer sich abfindet, der findet nicht heim."



Alles Gute!


Samstag, 15. August 2015

Ein Tag mit den Flüchtlingen

Wie sieht er aus, ein Tag für die Betreuer bei den Flüchtlingen?

Dienstbeginn ist um 8 Uhr für die Frühschicht. Gemeinsam mit den Menschen, die bereits wach sind (und das sind nicht Viele!) wird erst einmal gefrühstückt. Leider gibt es nur Toastbrot- ungetoastet, da das Körnerbrot von vielen Leuten nicht vertragen wird. Es fehlt an Alternative, so meine Meinung- denn ein Versuch ist es allemal wert - und es muss ja kein Vollkornbrot sein. Dazu Marmelade, Butter, Frischkäse, Käse, Putenwurst. Kaffee, Tee, Milch und Wasser stehen zur Verfügung. Meist wird noch frisches Obst dazu gereicht - sofern gewünscht.
Nach dem Frühstück wird die San-Station eröffnet. Werktags werden Arzttermine vereinbart, Behandlungs- und Taxischeine ausgefüllt. Am Wochenende bleibt es bei der Behandlung kleinerer und größerer Wunden, Gespräche und Behandlungen von Erkrankungen, sofern wir dort helfen können. Im Notfall wird selbstverständlich ein Bereitschaftsarzt oder der Rettungswagen informiert.
Ebenso wird die Materialausgabe geöffnet. Hier können die hier lebenden Menschen Handtücher, Bettwäsche, Waschmittel, Duschgel, Shampoo, Zahnbürsten, Rasierer etc pp erhalten. Auch hierbei mussten wir viel lernen: Nur weil wir gerne mit Duschgel duschen, heisst das nicht, dass dies jeder so macht. Gewünscht war Seife. Feste Seife. Hatten wir nicht. Ein kurzfristiger Spendenaufruf bei Twitter hat jedoch schnelle Hilfe und großzügige Spenden gebracht. Nochmals danke dafür!
Mittlerweile ist es Mittag- Essenszeit. danach wieder Öffnung der San-Station und Materialausgabe.
Um 16:00 Uhr ist Schichtwechsel- nun kann die Spätschicht die Betreuung und die notwendigen Bürotätigkeiten erledigen.
Jederzeit sind wir ansprechbar für alle kleineren und größeren Probleme und Fragen.
Transporte zur Registrierung der Flüchtlinge nach Neuss werden ebenso vorbereitet, wie die Weiterfahrt der Flüchtlinge in die ihnen zugewiesenen Städte.
Deutschstunden werden erteilt, Fußballturniere angeboten, Fahrradfahren gelehrt, gemalt, gepuzzelt und geknetet. Allrounder sind wir geworden. Nicht nur in Freizeitgestaltung sondern auch in Sprache und Verständnis. Verständnis für die Situation der Menschen, die wir betreuen.
Die Nachtschicht von 22:00 Uhr bis 08:00 Uhr ist zuständig für alles. Security ist auf dem gesamten Gelände verteilt und unterstützt uns, vor allem in der Nacht, nach Kräften. Hier kommen alkoholbedingt oft unschöne Geschichten zutage, die aufgearbeitet und auch von den Helfern verkraftet werden müssen. Oft überlege ich mir, wie ich reagieren würde, wenn ich in einem fremden Land, dessen Sprache ich nicht beherrsche und mit einer ungewissen Zukunft leben würde.
Dankbar bin ich für die Situation, in der WIR leben dürfen.

Freitag, 7. August 2015

Flüchtling in Bonn Part II

Man liest so erschreckende Geschichten über die Unterbringung von Flüchtlingen, über rechtsextreme Übergriffe auf Helfer und Unterkünfte, über Bürgerbegehren gegen Neuaufnahmen....

In Bonn ist das nicht so. Mittlerweile haben wir die dritte große Flüchtlingsunterkunft eröffnet. Neben dem Paulusheim in Endenich und der Notunterkunft in Muffendorf ist seit dem 01.08.2015 auch die ehemalige Ermekeilkaserne zur Unterbringung von Flüchtlingen umgebaut worden.

Endenich... Ja. Ja, da gab es einen Zwischenfall mit einem vermutlich psychisch kranken Flüchtling. Menschen. Zwischenmenschlicher Stress, der sicherlich falsch - aber auch unter Nichtflüchtlingen so hätte ausgehandelt werden können. Hat in meinen Augen und Ohren nichts mit der derzeitigen Flüchtlingsproblematik zu tun.

Schon im November in Muffendorf war ich gerührt und überwältigt von der großen Anteilnahme und der großen Hilfsbereitschaft in der Bonner Bevölkerung. Dass ein hilfsorganisationsübergreifendes Arbeiten notwendig war, war eh schon klar. Der Umbau gestaltete sich sehr zäh und zum Teil organisatorisch etwas fehlerbehaftet, aber es funktionierte. Zunächst 100 Flüchtlinge haben wir als Erstunterbringungsstätte für die jeweils 3-10 Tage Aufenthalt hier begrüssen können. Fremdenfeindlichkeit? Fehlanzeige. Übergriffe? Keine. Geschäftsleute und Ärzte in Bad Godesberg haben uns, so weit es ging, unter die Arme gegriffen und geholfen. Für mich als Mitarbeiter im Stab war dies eine große Erleichterung und Entlastung.

Nun haben wir eine neue Unterkunft in der Ermekeilkaserne eröffnet, und siehe da: auch hier haben sich sofort Bürgerinitiativen FÜR die Unterbringung der Flüchtlinge gebildet, welche die Spendenflut der Bonner Bürgerinnen und Bürger organisieren.

Ich bin stolz auf uns. Auf uns Bonnerinnen und Bonner.

Es fehlt natürlich auch. Es fehlt zum Beispiel an Fernsehern für die Flüchtlinge. Aufgrund von Platzmangel in den Gemeinschaftsräumen am Liebsten Flachbildschirme. Die Telekom hat zwar Entertainment gesponsert- eine Leitung ist jedoch noch nicht da. Es fehlt an Kleinigkeiten: Kreide für die Kinder. Rasensprenger, in welchem die Kinder (und Erwachsenen) sich abkühlen können - denn Planschbecken sind zu gefährlich. Fahrräder, mit denen sich auch die Erwachsenen fortbewegen können. Sicher bin ich mir, dass auch hier schnell geholfen werden kann.

DANKE!